APOKATASTASIS

Kapitel 4   -  Löffel biegen


Kapitel 4 Illustration

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   "Löffel biegen?" Die junge Frau im Büro von Dr. Harmon runzelte die Strin. "Was hat Löffel verbiegen damit zu tun?"

    "Lass es mich so erklären, Clarissa," antwortete Dr. Harmon und lächelte, "Albert Einstein sagte einmal, dass selbst der kleverste Mensch nicht einmal zehn Prozent seines Verstandes benutze. Nun, es ist offensichtlich, da wir mehr und mehr erkennen wozu der Verstand fähig ist, dass Dr. Einstein entweder falsch liegt, oder er absichtlich, aus Gründen die nur ihm bekannt sind, diese Prozentangabe zu groß angab. Meine eigene Meinung dazu ist, dass die Menschen vielleicht nur ein Tausendstel der Fähigkeiten des Verstandes benutzen. Zum Beispiel, was befähigt Menschen barfuß über glühende Kohlen zu gehen, bei einer Temperatur die Blei und Aluminium schmelzen läßt?"

    "Ich habe gelesen, das funktioniert, weil der Körper kleine Wasserdampfstrahlen durch die Füße ausstößt, wodurch Kühlung entsteht," schlug Clarissa vor und runzelte noch immer ihre Stirn.

    Doktor Harmon lachte. "Das habe ich auch schon gehört. Man wundert sich allerdings, ob diejenigen die diese Theorie verbreiten, überhaupt wissen was Dampf eigentlich ist, oder?"

    Jetzt lächelte Clarissa wieder. "Oh, ja. Ich verstehe was du meinst."

    "Gut. Dann wirst du auch einsehen, selbst wenn es uns gelingt die erstaunlichen Fähigkeiten des Verstandes zu erkennen, versuchen wir sofort eine Begründung zu finden, diese Fähigkeiten wegzurationalisieren. Selbst wenn wir unseren Verstand verbiegen müssen."

    "Und das bringt uns zurück zum Löffel verbiegen!" bemerkte Clarissa lachend.

    "Sehr gut, meine Liebe," anerkannte Dr. Harmon und stimmte in ihr Lachen ein. "Das gibt mir die Möglichkeit das Unerkläriche zu erklären, indem ich über unsere Löffelbieger- Klassen, wie sie allgemein genannt werden, erzähle. Eigentlich sind es Kurse über Psychokinese, die Fähigkeit mental physische Objekte zu beeinflussen. Es ist aufregend zu beobachten, wie selbst die leidenschaftlichsten Skeptiker erfahren, wie ihr eigener Verstand physische Materie verändert."

Apocatastasis
Book One

(Published 1998)

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    "Wird der Löffel bei jedem verbogen?" fragte Clarissa.

    "Beinahe bei jedem, und der prozentuale Anteil steigt, wenn ich die Suggestionen meiner Freundin Dr. Freda Morris benutze, einer ehemaligen Professorin an der UCLA. Und das ist, indem man junge Kinder in die Gruppe eingliedert, was wie ein wunderbarer Katalysator wirkt und es geschehen läßt. Weißt du, die Löffel der jungen Kinder verbiegen sich immer schnell und leicht."

    "Tun sie das?" fragte Clarissa interessiert. "Wie denn?"

    "Wir vermuten es liegt daran, dass sie ohne jeden Zweifel glauben, dass es geschehen wird. Wir sagen ihnen, sie sollen auf den Löffel sehen und sich vorstellen wie er sich biegt, wie die Löffel sehr schnell weich und sich bei der kleinsten Berührung leicht biegen werden. Beinahe sofort nachdem wir mit der Erklärung fertig sind, beginnen sie und - einfach so - passiert es. Und dadurch glauben auch manche der Erwachsenen daran und DEREN Löffel beginnen sich zu biegen. In kurzer Zeit macht die ganze Klasse die Löffel wie zu Knete, und sie lachen und machen Witze wie sie das Metall in jede Richtung biegen, manche von ihnen machen sogar Knoten."

    "Du machst Witze!"

    "Ich versichere dir, das tue ich nicht. Besonders interessant sind die anlaytischen Erwachsenen." Doktor Harmon räusperte sich und sah unter seinen buschigen Augenbrauen auf Clarissa, die wieder lachte. "Die versuchen verzweifelt zu erklären, wie sie das ´Unerklärliche´ geschafft haben. Manchmal sogar soweit, dass sie das verleugnen während sie es gerade tun! Eine meiner Lieblingsgeschichten ist über einen Ingenieur, der mit einer Art Verzweiflung in seiner Stimme sagte: ´Nun ja, es SCHEINT so, dass dieser Löffel weicher wird, wenn ich zu ihm sage, biege, biege, biege.´

     "Währenddessen rief eine andere Schülerin - eine nette ältere Dame aus Arkansas - aufgeregt aus, ´Mich laust der Affe, dieser alte Löffel fühlt sich wie Toffee an!´

    "Der Ingenieur wurde ganz aufgebracht und bestand darauf, ´Das kann nicht geschehen. Metall kann NICHT weich werden durch bloßes Denken dass es sich biegen wird.´

    "Anschließend brachte mir der Ingenieur seinen verbogenen Löffel und bestand darauf, dass ich ihn in seiner Fabrik besuchen sollte - was ich auch tat. Als ich dort eintraf gab er mir ein Stück aus gehärtetem Stahl von dem er wusste, dass es unmöglich ist es mit der Kraft menschlicher Hände zu biegen. Das entsprach vielleicht der Wahrheit, aber indem ich meinen VERSTAND darauf fokussierte es zu biegen, war es mir möglich - mit den Händen - es leicht zu verbiegen."

    "Wirklich?" Clarissa beugte sich vor. "Was denkst du ist geschehen? Ich meine ernsthaft, wie hast du das gemacht?"

    "Genauso wie bei den Löffeln, Clarissa. Ich fokussierte meinen Verstand auf das Metall damit es in meinen Händen weich wird. Dann, als es weich war, verbog ich es leicht. Was wirklich geschieht, weiß man nicht. Jedenfalls noch nicht."

    "Nun, was denkst du denn was passiert?"

    "Ich dachte du interessierst dich nicht fürs Löffelbiegen," neckte Dr. Harmon.

    "Jetzt schon," antwortete Clarissa bestimmt. " wenn der Geist den Körper vorm Verbrennen durch 800 bis 900 Grad heisser Kohle schützen kann und Stahl verbiegen kann - so wie du sagst - wozu ist der Geist sonst noch fähig von dem wir noch nicht wissen oder es noch nicht verstehen?"

    Dr. Harmon strahlte sie an. "Ganz genau. Sehr gut, Clarissa. Eines weiß ich, der Ingenieur und ich untersuchten den Stahl, den ich verbogen hatte. Es gab keine Dehnung auf der einen Seite und keine Stauchung auf der anderen Seite, so wie man es erwartet, wenn ein Stück Metall durch physische, mechanische Krafteinwirkung gebogen wird. Außerdem, wenn das Metall durch ein Elektronenmikroskop betrachtet wird, kann man erkennen, dass die zufällige Gitterstruktur an der Biegestelle linear geworden ist. Das heißt, die Moleküle sind in kleinen Reihen angeordnet, was dem Metall erlaubt gebogen zu sein, ohne die Brüche oder Stauchungen wie man sie in Metallen sieht, die durch Muskelkraft oder mechanische Kraft gebogen werden. Also, eine mögliche Erklärung ist, dass unser Geist die molekulare Struktur des Metalls verändert."

    "Wow. Also," Clarissa fasste zusammen. "Der Zweck dieser Klassen, wie auf Feuer gehen und Löffel biegen ist es, die Macht seines Geistes zu demonstrieren."

    "Ja. Danach lehren wir, wie man diese Macht nutzt um Veränderung zu bewirken."

    "Du beziehst dich damit auf Heilung," bemerkte Clarissa, während sie noch über das Gesagte nachsinnte.

    "Heilung und andere Veränderungen; wie zum Beispiel die Verbesserung einer Ehebeziehung wie du sie suchst."

    Clarissa´s Gesicht errötete als sie sagte, "Ich liebe meinen Ehemann, ich mag nur den Sex nicht."

    "Das verstehe ich," versicherte ihr Dr. Harmon sanft und fügte hinzu: "Ich verstehe auch, du wärest heute nicht hier, wenn du es nicht ändern wolltest."

    "Nun," Clarissa errötete noch mehr, "er verdient eine Ehefrau, die Freude an seiner Zuwendung hat. Er mag Sex. Sehr sogar," fügte sie mit Ärger in ihrer Stimme hinzu und Dr. Harmon bemerkte dies.

    "Wie würdest du die sexuellen Fähigkeiten deines Mannes einschätzen?" fragte Dr Harmon. Die sachliche Art und seine beruhigende Stimme entspannten Clarissa sichtlich, und die Rötung in ihren Wangen verschwand.

    "Ausgezeichnet. Er ist nicht mein erster Liebhaber, daher kann ich es beurteilen."

    ""Und du? Hast du dich medizinisch untersuchen lassen, ob du eine überdeckte Klitoris oder andere körperliche Konditionen hast, welche deine sexuelle Empfindungen stören könnten?" fragte Dr. Harmon.

    Die Frage, obwohl sie intim war, wurde mit klinischer Sachlichkeit und Abgeklärtheit gestellt, sodass Clarissa leicht antworten konnte. "Ja, ich hatte eine gründliche Untersuchung. Mein Arzt war es, der dich empfohlen hatte," fügte sie hinzu.

    "Gut. Ich habe gelesen, dass du dies in dein Anmeldeformular angegeben hast. Wie würdest du deine Beziehung zu deinem Mann beschreiben, Clarissa? Abgesehen von der sexuellen Beziehung."

    "Wenn wir von der sexuellen Beziehung nur absehen könnten," murmelte Clarissa verdrießlich, "dann wäre sie großartig."

    "Nun, du verdienst es, Vergnügen am Sex zu haben, Clarissa," erinnerte Dr. Harmon sie sanft. "Also sollten wir vielleicht herausfinden, was dich daran hindert um es dann zu ändern, nicht wahr?"

    "Das würde ich gerne." Clarissa´s Augen verklärten sich. "aber wie?"

    "Ich weiß nicht wie. du mußt es mir sagen."

    "Wenn ich DAS wüsste, wäre ich nicht hier." Clarissa´s Augen änderten sich von Verklärtheit zu stählern.

    "Du weißt es vielleicht nicht bewusst, Clarissa, aber ein Teil deines Verstandes weiß es."

    "Du meinst mein Unterbewusstsein?" fragte Clarissa.

    "Ich sehe, du weißt etwas über den Geist. Was weißt du über das Unterbewusstsein?" fragte Dr. Harmon sie.

    "Ich weiß, das Unterbewusstsein ist die emotionale Seite des Geistes. Ich habe gehört, es beinhaltet die Erinnerungen, kontrolliert den Körper und leitet die Prozesses des Körpers und des Gehirns."

    "Ja, Clarissa. Du bist viel besser informiert als die meisten meiner Klienten. Ich bin beeindruckt."

    "Nun, ich habe an diesem, ähh, sexuellen Problem seit einiger Zeit gearbeitet. Und ich glaube ich weiß wo das Problem liegt." Jetzt blickte Clarissa mit starrer Fixierung auf Dr. Harmon. Er wartete darauf, ohne zu sprechen, dass sie fortfuhr. Einige Augenblicke vergingen. "Ich glaube ich wurde sexuell missbraucht!" stiess Clarissa schliesslich aus.

    "Hast du eine bewusste Erinnerung an solch einen Missbrauch, Clarissa?" fragte Dr. Harmon.

    "Nein."

    "Was lässt dich vermuten, dass es einen gab?"

    "Nun, einerseits die Tatsache, dass ich Sex hasse. Und ein ungewisses Gefühl das ich habe."

    "Erzähle mir über dieses Gefühl," Dr. Harmon lehnte sich zurück in seinen Stuhl. Sein Gesicht und seine Art zeigten eine offene und nicht verurteilende Einstellung. Clarissa fühlte sich erleichtert. Er schien genauso interessiert daran zu sein die Wahrheit herauszufinden wie sie selbst. Sie wollte nicht glauben, dass sie sexuell missbraucht worden war, und er schien nicht zu dieser Schlussfolgerung gelangt zu sein, obwohl sie diesen Verdacht geäussert hatte.

    "Nun," begann Clarissa, "es war mein Großvater, der Vater meiner, Mutter. Ich habe mich immer komisch gefühlt bei ihm. Meine Mutter war es, die mich über Sex aufklärte, nur, sehr viel hat sie mir nicht erzählt. Sie war zu verlegen. Dann als sie noch zu mir sprach, sah ich meinen Großvater und das verwirrte mich und regte mich auf. Und daher konnte ich ihr nicht in die Augen sehen, und ich glaube, das hat sie noch mehr verlegen gemacht. Also, ich glaube nicht, dass ich eine gute Einführung über Sex erhalten habe." Clarissa verschränkte verkrampft ihre Hände in ihrem Schoß und fuhr fort. "Ich liebe meine Kirche, aber die dortige Einstellung zu Sex ist sicher nicht hilfreich. Sex ist die Erbsünde und all das. Ich habe mir selbst klar gemacht, falls Sex sündig ist oder nur zur Fortpflanzung dient, dann würde Gott es nicht vergnüglich geschaffen haben. Zumindest mit der Möglichkeit des Vergnügens." lächelte Clarissa gewunden, holte tief Luft und fuhr fort. "Mein erstes Mal war ziemlich schlimm. Es war, ach ich weiß nicht, heimlich und ungeschickt und schnell vorüber. Ich fühlte kaum etwas außer einem kurzen stechenden Schmerz. Danach vermied ich diesen Kerl zu treffen, fast so sehr wie er es vermied mich zu treffen. Mein Ruf an der Schule war jedoch dahin, und ich musste viele grinsende Gesichter und schmutzige Kommentare ignorieren." Clarissa schauderte bei dem Gedanken. "Es war so eklig. Gott sei Dank mussten wir kurz danach unseren Wohnsitz wechseln. Das nächste Mal war mit einem Freund. Ich bin seit einiger Zeit mit ihm ausgegangen und er drängte mich zu mehr. Ich wollte eigentlich nicht; ich war ängstlich nach dem ersten Mal."

    "Ist diese Erfahrung besser gewesen?" regte Dr. Harmon an nachdem Clarissa für einige Momente schweigend geblieben war.

    "Was? Oh, ja, nun, es war besser, aber nicht großartig. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum jeder so großes Aufheben um Sex macht. Ihm hat es anscheinend gefallen. Wir waren zwei Jahre zusammen und der Sex war in Ordnung. Ich meine, ich habe dabei nichts gefühlt, aber es hat mich auch nicht gestört."

    "Nicht gestört? Meinst du es hat keinen Schmerz bereitet?" fragte Dr. Harmon.

    "Ich meine, dass es nicht wichtig war ob ich etwas fühle. Mit meinem Ehemann ist es jedoch anders. Er möchte, dass ich Freude daran habe. Er fragt mich immer ob er noch mehr tun könne, damit es mir Vergnügen macht. Es gibt nichts was er noch mehr tun könnte! Ich bin so verärgert mit mir selbst, dass er sich so anstrengen muss. Meine Ehe ist mir wichtig. Da ist immer nur..." Clarissa´s Stimmer verlor sich.

    "Was ist da immer nur, Clarissa?" regte Dr. Harmon wieder an.

    "Ich weiß, das hört sich wirklich dumm an," murmelte Clarissa mit leiser Stimme und sah hinunter auf ihre Hände im Schoß, "aber da ist immer der Gedanke an meinen Großvater." Sie sah auf zu Dr. Harmon. "Denkst du dass er mich sexuell missbraucht hat, Doktor? Ist das der Grund warum ich nicht entspannt bin und Vergnügen haben kann?"

    "Clarissa, du bist eine kluge Frau. Du hast Recht, ein großer Teil des Problems sind die früheren Erfahrungen mit Sex, die dich überzeugt haben, dass es hier kein Vergnügen gibt. So wurde deine Überzeugung - verstärkt durch jede weitere Erfahrung ohne Vergnügen - jedes Mal bestätigt, weil du es so erwartet hast."

    "Wie beim Löffel biegen," beachtete Clarissa.

    "Ganz genau. Was der Verstand erwartet wird normalerweise Wirklichkeit. Und während gewisse Spannungen in manchen Körperregionen das sexuelle Vergnügen unterstützen, behindern ein nervöser Körper, ein angespannter Verstand und verklemmte Gefühle dich. Daher ist die Unfähigkeit zu entspannen eine weitere Hürde."

    "Kannst du das beheben?" fragte Clarissa hoffnungsvoll. "Kannst du mich lehren zu entspannen und Vergnügen zu haben?"

    Dr. Harmon lächelte. "Ich kann dir ganz sicher Entspannungstechniken zeigen, die dir helfen können wenn du es zuläßt sie zu benutzen."

    "Warum sollte ich das nicht?" forderte Clarissa. "Wenn du mir beibringst wie ich mich entspanne, dann kann ich meine Gefühle überwinden. Ich habe meditiert und gebetet. Ich mache auch Affirmationen und Visualisierungen."

    "Gut, dies ist alles hilfreich um positive Erwartungen und Verhalten zu erzeugen," stimmte Dr. Harmon zu.

    "Nun, nichts davon hat bisher geholfen, aber ich hoffe dass Hypnose die Wirkung verstärkt," erwiderte Clarissa.

    "Es ist sicherlich wahr, dass die meisten, wenn nicht alle Methoden entweder Hypnose beinhalten oder dadurch wirkungsvoller werden," stimmte Dr. Harmon wieder zu. "Jedoch in diesem Fall, Clarissa, muss man wahrscheinlich deine negativen Überzeugungen und Verhaltensweisen zuerst eliminieren, ehe du positive Änderungen erfolgreich verwirklichen kannst."

    "Warum ist das so?" fragte Clarissa.

    "In einfachen Worten ausgedrückt, wenn neue Programmierung im Widerspruch zur alten Programmierung steht, dann wird das Unterbewusstsein die neue Programmierung abstossen. Hypnose kann dies ändern, sofern auf der Gefühlsebene keine starke Bindung zur alten Programmierung vorliegt, denn dann wird das Unterbewusstsein alles blockieren - einschliesslich Willenskraft, Hypnose oder irgend etwas Anderes - das versucht die Programmierung zu ändern."

    "Also, was kann ich machen?" protestierte Clarissa. "Aufgeben?"

    "Nein, weit gefehlt," versicherte ihr Dr. Harmon. "Wir müssen den Teil des Verstandes überzeugen, der mit der alten Programmierung verbunden ist, die emotionale Bindung dazu loszulassen."

    "Wie machen wir das?" fragte Clarissa. "Hört sich schwierig an."

    "Es ist manchmal komplex, aber nicht schwierig. Zumindest nicht schwieriger als sich mit Dingen in deinem Leben herumzuplagen, die dir nicht länger nützlich sind. Die Belohnung ist weit größer als die vorübergehende Unbequemlichkeit alte Gewohnheiten und Überzeugungen aufzugeben. Viele unserer Klienten kommen lange nach einer Behandlung immer wieder, weil sie Gefallen an den Umwandlungen finden, die sie für sich selbst erschaffen. Pamela nennt es ´Seelenarbeit´. Es scheint dass dadurch die Seele schneller wächst, und es gibt einem persönliche Befriedigung und Erfüllung."

    "Also was ich gemacht habe, hätte funktioniert wenn ich keine unterbewussten Widerstände gehabt hätte, oder?" drängte Clarissa.

    "Ja, falls du es korrekt gemacht hast," warnte Dr. Harmon sie. "Zum Beispiel programmieren die Leute oft das Unterbewusstsein mit genau dem Gegenteil was sie wollen, weil sie vergessen wie wichtig die Bilder für das Unterbewusstsein sind. Wenn du beispielsweise das Wort ´Zucker´ sagst oder denkst, so wird ein Bild im Geist projeziert. Das Unterbewusstsein verbindet dieses Bild mit der gespeicherten Information über Zucker. Wenn diese Information mit Wunsch oder Willen verknüpft ist, dann werden Wunsch und Willen aktiviert. Das Unterbewusstsein handelt nach Bildern die mit Wunsch oder Wille verknüpft sind."

    "Das bedeutet also," sagte Clarissa langsam und mit Bedacht," dass die Affirmation ´kein Zuckerr´ ein Bild von Zucker für das Unterbewusstsein hervorbringt und dadurch ein Wunsch nach Zucker entsteht."

    "Sehr richtig. Die gespeicherte Information im Unterbewusstsein bedeutet einen Wunsch und den Willen nach Zucker und nicht das Gegenteil."

    "Aber würde ein Bild von Zucker - wie eine Packung, eine Tasse oder ein Löffel - mit einer großen durchgestrichenen Linie nicht funktionieren?" fragte Clarissa. "Und warum würden die Worte ´kein Zucker´ nicht so ein Bild projezieren?"

    Dr. Harmon zuckte mit den Schultern. "Vielleicht, wir wissen es nicht genau. Aber wir wissen, wenn die Leute sagen ´kein Zucker´ oder eine Linie ziehen durch das geistige Bild der Substanz nach welcher sie verlangen, dann nimmt das Verlangen nach dieser Substanz zu und nicht ab. Es ist effektiver wenn man beginnt ein neues Programm von der gewünschten Veränderung aufzubauen und den Willen und das Verlangen mit diesem Bild zu verknüpfen."

    "Anders ausgedrückt," warf Clarissa ein, "wenn ich weniger wiegen wollte, was ich tue, dann sollte ich das Gewicht suggerieren das ich mir wünsche, und nicht immer ´Fett, geh weg´ sagen, was ich getan hatte. Das bringt nur ein Bild von einem fetten Ich."

    "Das ist es," Dr. Harmon nickte zustimmend. "Jetzt schließe deine Augen für einen Augenblick und denke an die Worte sexuelle Intimität."

    Clarissa machte es, dann, kurz darauf seufzte sie niedergeschlagen. Als sie ihre Augen öffnete, sagte Dr. Harmon sanft, "Du hast gerade perfekt demonstriert wie der Verstand funktioniert. Als du an diese Worte gedacht hast, projezierte dein bewusster Verstand die Gendankenform or Bilder in deinen Geist. Dein Unterbewusstsein ist visuell, auch wenn du es nicht bist, Clarissa, und es reagierte unmittelbar auf dieses projezierte Bild. Es verband dieses Bild mit gespeicherten Erinnerungen oder Überzeugungen über sexuelle Intimität. Und dann, weil dort Emotionen sind und es Kontrolle über den Körper hat, reagierte es emotionell und physisch auf diese Überzeugungen. Du hast geseufzt."

    "Ich hatte ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit," fügte Clarissa hinzu.

    "Notiert," antwortete Dr. Harmon. "Dein Unterbewusstsein ist überzeugt, dass sexuelle Intimität kein Vergnügen bereitet. Emotionell gibt es wenig Hoffnung in dir, dass es bald so sein könnte."

    "Ich möchte ja nicht vom Thema abweichen," sagte Clarissa, wich aber elegant aus, "aber wie weißt du, dass ich nicht visuell bin?"

    "Ich beobachte die Bewegungen deiner Augen," erklärte Dr. Harmon ihr. "Egal ob du sprichst oder zuhörst, sie sehen geradeaus oder seitwärts. Selten sehen sie nach oben - was auf eine visuelle Person hinweisen würde - oder nach unten - was auf eine kinästetische Person hinweisen würde. Du musst eine Person sehen, um ihr zuhören zu können."

    "Das ist wahr!" rief Clarissa aus. "Es macht mich verrückt, wenn mein Mann versucht quer durch das Zimmer, oder schlimmer, aus einem anderen Zimmer zu mir zu sprechen. Er denkt, ich bin kontrollierend wenn ich ihn bitte mich anzusehen, wenn er mit mir spricht."

    "Das bist du nicht," versicherte ihr Dr. Harmon. "Du beobachtest seine Lippen wie sie die Worte formen. Das ist sehr wichtig für auditorische Menschen. Sag mir, spricht dein Mann hektisch, läßt Sätze unvollendet und springt er schnell von einer Idee zur nächsten?"

    "Ja, und das macht mich noch verrückter!" rief Clarissa wieder aus. "Was bedeutet das?"

    "Er ist visuell. Beobachte nächstes Mal seine Augen und du wirst verstehen was ich meine. Seine Augen bewegen sich nach oben während er spricht. Er sieht Bilder, und daher braucht er nicht alle Worte. Dein Bedürfnis alles zu hören was er sagt, macht ihn wahrscheinlich auch ein wenig verrückt" sagte Dr. Harmon lachend. "Alleine das Verständnis wie der Andere kommuniziert wird eurer Beziehung viel helfen."

    "Es wird mir auch in der Arbeit helfen," sagte Clarissa fasziniert. "Ich bin Lehrerin. Ich werde darauf achten, dass die auditorischen Kinder vorne sitzen, wo sie mich klar hören und sehen können."

    "Wunderbar! Sag ihnen auch, sie sollen ihre Lektionen laut lesen wenn sie ihre Hausaufgaben machen. Es hilft auch, wenn sie das Gesprochene aufnehmen und danach wieder anhören. Die kinästetischen Kinder lernen durch Tätigkeit. Eine logische Abfolge von Schritten oder Ideen ist für sie und für auditorische Menschen wichtig. Kinästetische Leute mögen die Berührung und wollen nahe bei anderen sein, es sei denn, dass eine emotionale Abneigung aus irgendeinem Grund vorliegt."

    "Nun, das erklärt eine andere Person in meiner Arbeit. Er steht immmer zu nahe bei mir und berührt oft meinen Arm, aber er sagt oder tut niemals etwas andeutendes. Es fällt mir schwer aus ihm schlau zu werden."

    "Wahrscheinlich kinästetisch," stimmte Dr. Harmon zu. "Beobachte seine Augen und seine Hände. Wenn er oft nach unten schaut und seinen eigenen Körper oft berührt, ist er kinästetisch."

    "Mein Mann benutzt seine Hände viel," fügte Clarissa hinzu, "wenn er spricht scheint er mit seinen Händen Bilder zu malen."

    "Ja, visuelle Leute machen das. Kinästetische Leute sprechen auch mit ihren Händen, obwohl die Hände bei der Hüfte oder weiter unten bleiben. Die meisten Leute haben alle drei Arten der Kommunikation, aber haben eine ausgeprägte Seite," fügte Dr. Harmon hinzu. "Manche wechseln die Art, abhängig davon ob sie zuhören oder sprechen. Auch darauf sollte man achten. Alle Beziehungen, die persönlichen und die beruflichen, verbessern sich, wenn die Art der Kommunikation erkannt und verstanden wird."

    "Ist deshalb Visualisierung so frustrierend für mich?" fragte Clarissa. "Ich sehe niemals etwas."

    "Das ist richtig, und du wirst wohl auch in Hypnose nichts sehen, besonders wenn die Frustration dazu kommt. Stell dir einfach vor - bei Hypnose und bei Visualisierung - was du sehen würdest was die Worte sagen. Oder denk einfach an die Worte. Dein Unterbewusstsein wird es sehen weil es in deinen Geist projeziert wird. Mach dir keine Sorgen darüber. Vergewissere dich nur, wenn du Visualisierungen oder Selbsthypnose benutzt, dass du an das denkst was du wünschst, wir wir diskutiert haben, und nicht daran, was du nicht willst. Das trifft auch fürs Gebet zu," fügte Dr. Harmon hinzu. "Bete für das was du willst."

    "Aber weiß den Gott nicht was du meinst wenn man betet?" protestierte Clarissa.

    "Ich weiß nicht was Gott weiß, aber ich weiß wie der Geist arbeitet. Wenn du betest, projezierst du Worte oder Gedanken als Bilder an deine geistige Leinwand. Gebet bringt geistige Energie damit das Unterbewusstsein die projezierten Bilder manifestieren kann, es sei denn, es gibt innere Blockierungen oder Widerstände dagegen."

    "Also darum werden Gebete nicht immer beantwortet," sagte Clarissa. "Wir selbst blockieren sie."

    "Richtig, Gebet ist keine Magie. Es funktioniert, oder es funktioniert nicht entsprechend den Prinzipien des Geistes. Schliesslich gab uns der Schöpfer den Geist damit wir unser eigenes Schicksal in die Hand nehmen können. Wir müssen nur lernen den Geist weise und wissentlich zu benutzen."

    "Also, um zu den Bildern zurückzukommen. Was sollte sich eine Person vorstellen, die versucht eine Krankheit zu heilen? Dass der Körper die Krankheit bekämpft?" fragte Clarissa.

    "Das würde den Fokus auf die Krankheit richten," antwortete Dr. Harmon. "Es ist wirkungsvoller sich durch Worte, Gedanken und Taten auf einen gesunden Körper zu fokussieren."

    "Was ist wenn eine Person so krank ist, dass sie sich nicht vorstellen kann, gesund zu sein?" fragte Clarissa. "Oder wie bei mir, ich war niemals schlank und daher fällt es mir schwer mir vorzustellen dass ich schlank bin oder daran zu glauben."

    "Der erste Schritt zur Heilung oder bei jeglicher Veränderung ist es, das anzuerkennen was man ändern will," stimmte Dr. Harmon zu. "Der zweite Schritt besteht darin, herauszufinden wodurch der Zustand eigentlich erzeugt wurde und warum er immer noch existiert. Wenn das gefunden ist, verstanden und korrigiert wurde, dann kann man beginnen Schritte einzuleiten, die die Transformation herbeibringen."

    "Ich verstehe," sagte Clarissa und nickte. "Du sagst dass die emotionalen Ursachen der Krankheit und/oder des Gewichts zuerst angesprochen werden müssen und dann die Veränderungen geschehen können. Ich denke, das trifft auch zu bei Suchtproblemen und Phobien und ähnlichem, nicht wahr?"

    "Ja," stimmte Dr. Harmon zu, "so funktioniert unser Geist. Suchtverhalten kann mit Pillen, Medizin und Bewältigungstechniken kontrolliert werden, aber um das Verlangen danach zu beenden, müssen die emotionalen Faktoren, welche sie erzeugt haben und immer noch hervorrufen, zuerst angesprochen werden. Ängste und Phobien werden ebenfalls durch Emotionen gesteuert. Nach meiner Erfahrung gibt es immer einen Ursprung. Eine Erfahrung die diese Gedanken und Überzeugungen zuerst hervorrief, an welche die Emotionen anhaften. Der Gedanke ist der Schöpfer unerer Realität. Physiker und Metaphysiker neigen hier einander zuzustimmen."

    "Wie früh im Leben beeinflussen uns diese Erfahrungen, Dr. Harmon?" fragte Clarissa.

     "Unsere Programmierung wird über erstaunlich viele wichtige Dinge bereits sehr früh festgelegt, Clarissa. Oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Beispielsweise das Gedankenlesen."

    "Gedankenlesen? Du meinst Übersinnlichkeit, zu wissen was andere Leute denken und so weiter?"

    "Ja. Jeder ist übersinnlich auf der unterbewussten Ebene des Geistes. Das Unterbewusstsein ´liest´ nicht nur die Bilder auf der Leinwand deines Geistes, sondern auch die jeder anderen Person. Die meisten Babies und sehr junge Kinder lesen Gedanken bereitwillig und leicht. Sie werden jedoch gelehrt, diese Fähigkeit zu unterdrücken."

    "Warum?" fragte Clarissa neugierig, "und wie?"

    "Menschen haben gerne Geheimnisse. Von klein an wird uns beigebracht, durch die Familie, Kultur und Gesellschaft, dass Geheimnisse wichtig sind. Das geschieht so einfach, wenn ein Kind seine Mama fragt warum sie wütend über Papa ist, oder Papa fragt warum er traurig ist. Das Kind kann in seinem Geist wütende und traurige Gedanken sehen, und wenn die Antwort dann lautet: ´Ich bin nicht wütend´ oder ´Ich bin nicht traurig´, dann erhält das Kind die Botschaft ´Bleib aus meinen Gedanken´. Nach wiederholten Botschaften dieser Art lernen die Kinder, dass es nicht akzeptabel ist, Gedanken zu lesen. Und so lernen sie, diese Fähigkeit zu unterdrücken. Das Unterbewusstsein ´liest´ weiterhin Gedanken, aber es wurde gelehrt diese Information nicht an den bewussten Verstand weiterzugeben."

    "Aber verstehen Kinder und Babies wirklich was sie sehen?" fragte Clarissa zweifelnd.

    "Ich habe während meiner vierzigjährigen klinischen Forschung und Praxis über 50.000 Rückführungen gemacht. viele davon in die frühe Kindheit, zur Geburt, in den Mutterleib, sogar bis zur Empfängnis. Als ich meine klinische Praxis begann habe ich nicht geglaubt, dass das Gedächtnis so weit zurückgehen kann. Aber es ist wieder und wieder geschehen, nicht nur mir sondern auch anderen Therapeuten, wenn man in Hypnose eine Person fragt zur Wurzel eines Problems zu gehen oder die Ursache eines Symptoms zu finden."

    "Leute haben Erinnerungen vom Mutterleib?" fragte Clarissa ungläubig.

    "Ein Klient, ein Mann im mittleren Alter," erinnerte sich Dr. Harmon, "sprach in einer Rückführung, dass er in seinen Körper hinein- und hinausschwebte während er im Schoß seiner Mutter war. Er beschrieb in lebensnahen Einzelheiten einen heftigen Streit seiner Eltern. Er beschrieb sogar das Kleid, das seine Mutter trug - ein Kleid mit hellen Farben und langen Streifen. Nach der Rückführung hatte er Zweifel und fühlte, dass er das alles erfunden hatte."

    "Nächste Woche kam er wieder und berichtete, dass er seine Mutter angerufen hatte und sie über diesen Streit befragte. Schockiert erwiderte seine Mutter: ´Aber du kannst darüber nichts wissen! Dein Vater und ich haben nie wieder darüber gesprochen.´ Als er ihr das Kleid beschrieb, machte sie eine lange Pause. Erschüttert sagte sie zu ihm: ´Ich habe dieses Kleid gleich nach deiner Geburt weggeworfen. Darin habe ich ausgesehen wie ein Elefant im Zirkuszelt. Ich habe sogar das einzige Bild davon zerrissen. Wie kannst du diese Dinge wissen?´

    "Eine andere Klientin," fuhr er fort, "sprach in ihrer Rückführung über ihre Traurigkeit als ihr Zwillingsbruder kurz vor der Geburt sie verließ. Sie fragte ihre Mutter danach und erhielt die Antwort: ´Wie hast du das herausgefunden? Du hattest einen Zwillingsbruder, es war eine Totgeburt. Dein Vater war untröstlich. Es war der Sohn, den er sich immer gewünscht hatte. Wir vereinbarten niemals über ihn zu sprechen, auch unter uns selbst. Ich weiß dass ich dir nie etwas von ihm gesagt habe.´

    "Es gibt hunderte von Rückführungen wie diese in meiner Klientendatei und in den Akten meiner Kollegen. Vor langer Zeit habe ich aufgehört zu zweifeln."

    "Aber wie kann eine Person eine Erinnerung an die Empfängnis haben?" protestierte Clarissa. "Das Gehirn ist noch nicht mal ausgebildet."

    "Der Geist arbeitet durch das Gehirn, Clarissa, aber er ist unabhängig vom Gehirn. Der Geist existiert mit der Seele vor der Empfängnis des Körpers. Nachdem der Geist in den Körper kommt muss er warten, bis das Gehirn sich entwickelt."

   



Fortsetzung des Buches ...

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All material © by Pamela Chilton 2001